Interview: Der EuregioKultur e.V. stellt sich vor

Finale Borderlines - Poetry Slam 
Finale Borderlines - Poetry Slam

Der EuregioKultur e.V.: Immer einen Satz voraus

Die Euregio Maas-Rhein ist reich an Vielfältigkeit. Eine Vielfältigkeit, die sich in vielen Dingen äußert, auch in der Literatur dieser Grenzregion. Dank des Sprach- und Kulturschmelztiegels entsteht bei uns Außergewöhnliches in Wort und Schrift. Der EuregioKultur e.V. fördert seit Jahren diesen Sprach- und Literaturschatz mit Hilfe zahlreicher Veranstaltungen und Wettbewerben. Das Team um Dr. Oliver Vogt wurde dieses Jahr mit Frau Ina Engelhardt um ein Mitglied erweitert. Wir geben beiden das Wort.

Herr Dr. Vogt, Sie sind der erste Vorsitzende des EuregioKultur e.V. Was ist eigentlich der EuregioKultur e.V. und wie setzt sich sein Team zusammen?

O. Vogt: Der EuregioKultur e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der die grenzüberschreitende Kulturarbeit in der Euregio Maas-Rhein entwickeln und fördern möchte. Wir führen eine ganze Reihe eigener Projekte durch, zumeist in Kooperation mit Partnern aus anderen Regionen der EMR, verstehen uns aber auch als Vermittler und Ideengeber, wenn jemand mit einem grenzüberschreitenden Vorhaben im kulturellen Bereich auf uns zukommt.

Auf diese Weise wächst auch die Zahl der Projekte, in die wir involviert sind, beständig. Als der Verein im Jahre 2012 gegründet wurde, konnten wir die Arbeit noch mit vorwiegend ehrenamtlich tätigen Mitgliedern stemmen. Seit Anfang des Jahres verfügt der Verein neben mir noch über eine weitere Festangestellte - meine Kollegin Ina Engelhardt. Daneben beschäftigen wir weitere Honorarkräfte und besetzen auch regelmäßig eine Praktikumsstelle.

Frau Engelhardt, Sie sind „die Neue“. Auf der Kontaktseite der Website von EuregioKultur e.V. ist Ihre Funktion als „Projektleitung Wallonie“ angegeben. Können Sie uns Ihr Tätigkeitsfeld etwas erläutern? Was machen Sie konkret?

I. Engelhardt: Der Begriff „Projektleitung“ umfasst bekanntlich sehr viel, genauso bunt sind auch meine Tätigkeiten hier aufgestellt, in denen ich die Projekte von A bis Z begleite und über ihre Weiterentwicklung nachdenke. Meine Arbeit reicht also vom Verfassen von Förderanträgen, über die Koordination der involvierten Akteur*innen und die konkrete Planung der Veranstaltung bis hin zum Anpacken vor Ort. Natürlich bringe ich mich hier bei allen Projekten ein, schließlich sind wir in der gesamten Euregio tätig.

Mein besonderes Augenmerk liegt dabei aber auf der Wallonie: Durch die langjährige Geschichte der Projekte haben sich bereits ein paar wertvolle Kooperationen etabliert. Meine Aufgabe ist es jedoch dieses Netzwerk an Unterstützern, Partnern und Publikum auszubauen und zu pflegen. Dass ich selbst in Lüttich wohne, erleichtert diese Arbeit natürlich, da man einfacher „mal vorbeischauen“ kann, bei neuen Partnerbuchhandlungen oder an der Uni, wo wir unsere Kooperation mit der Fachschaft Übersetzung ebenfalls ausgebaut haben. Dazu kam im letzten Jahr die Gründung eines belgischen Schwesternvereins, der EuregioCulture asbl, durch den die Projektarbeit vor Ort nochmal neue Möglichkeiten bekommt.

Was hat Sie an der Stelle gereizt? Warum haben Sie sich beim EuregioKultur e.V. beworben?

I. Engelhardt: Sehr vieles! Die Mischung aus Sprachen und Kulturen - im Arbeitsumfeld selbst, sowohl als auch im Kern jedes der Projekte. Außerdem hat mir die Vielfalt der Aufgaben gefallen, dass man die einzelnen Aktionen vom Anfang bis zum Ende mitverfolgt und in Zusammenarbeit mit dem Team und anderen Partnern auch weiterdenkt. Das hat sich also perfekt mit meinem Studienfeld der Kommunikation und Kulturvermittlung ergänzt. Außerdem hatte ich große Lust als zugezogene Lütticherin mittels der Arbeit beim EuregioKultur e.V. mehr über die Umgebung, die hier ansässigen Kulturinstitutionen und die Zusammenarbeit über Sprach- und Landesgrenzen hinweg zu erfahren. Ich hatte vorher bereits einige Projekte im deutsch-französischen Bereich begleitet – eine dritte Sprache und Kultur im Boot zu haben hat meinen Blick somit nochmal geweitet.

NXT TXT Ausgabe von 2019 (c) EuregioKultur e.V. 
NXT TXT Ausgabe von 2019 (c) EuregioKultur e.V.

Unsere Euregio ist in der Tat sehr vielfältig und bunt. Herzlich willkommen, also in der EMR und viel Erfolg auch der EuregioCulture asbl. Was sich nun bestimmt viele Leser fragen, ist, wie der Verein in Zusammenhang mit dem EVTZ Euregio Maas-Rhein steht. Könnten sie uns aufklären?

O. Vogt: Mit dem EVTZ Euregio Maas-Rhein besteht schon seit einigen Jahren eine sehr konstruktive und produktive Verbindung. Einerseits begleitet und unterstützt der EVTZ unsere Arbeit auf einer strukturellen Ebene und konnte uns durch seine politische Arbeit in der Region wichtige Ratschläge geben und Kontakte vermitteln, andererseits haben wir auch auf inhaltlicher Ebene bereits gemeinsame Projektentwicklung betrieben. Die NXT TXT Awards - ein gesamteuregionales Projekt der kulturellen Bildung - die bereits zum fünften Male vergeben werden, sind dafür ein gutes Beispiel. Das Projekt wird vom EuregioKultur e.V. mit Partnerorganisationen aus den übrigen Regionen durchgeführt, die Schirmherrschaft obliegt dem/r Vorsitzenden des EVTZ.

Was sind die aktuellen Veranstaltungen oder Projekte, an denen der Verein zurzeit arbeitet?

O. Vogt: Unsere Arbeit ist über die Jahre doch recht komplex und vielfältig geworden. Da es sich bei unseren Aktivitäten fast ausschließlich um mehrjährige, sich wiederholende Projekte handelt und die Prozesse parallel laufen müssen, zähle ich die Projekt der Einfachheit halber einmal auf:

Euregio-Schüler-Literaturpreis: Unser erstes Projekt, damals von der Region Aachen Zweckverband übernommen, ist ein Leseprojekt, das sich an Schüler*innen aus der gesamten EMR richtet. Der Preis feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen!

Die Euregio liest: Eine Erweiterung des Euregio-Schüler-Literaturpreises, die sich in Kooperation mit Bibliotheken und Buchhandlungen auch an ein erwachsenes Publikum richtet und diesem die beim Euregio-Schüler-Literaturpreis nominierten Autor*innen präsentiert (existiert seit 2013).

NXTTXT Awards: Ein Schreibwettbewerb für Nachwuchs-Autor*innen aus der EMR im Alter von 15 - 25 Jahren (existiert seit 2017).

Borderlines - Euregional Poetry-Slam: Ein Poetry-Slam-Projekt, das in den Niederlanden von der Stichting Panda ins Leben gerufen wurde und zunächst ein rein niederländisches Projekt war. Im Jahre 2018 übernahm der EuregioKultur e.V. dann auf deutscher Seite die Projektleitung, weitete das Projekt auch auf Ostbelgien aus, und erweiterte in diesem Jahr seine Zusammenarbeit durch unseren „Schwesternverein“ in Lüttich, der EuregioCulture asbl auf die Wallonie (existiert seit 2018).

Borderlines - Euregion Stories ist ein euregionales Schreib- und Film-Projekt, das unter Corona zunächst als Alternative zum Slam-Projekt entwickelt wurde, das aber aufgrund seines Erfolges nun parallel zu den Poetry-Slams weitergeführt wird (existiert seit 2020.)

Trimaran ist ein deutsch-niederländisch-flämisches Lyrik-Projekt, bei dem Autor*innen-Paare grenzübergreifend zusammenarbeiten, sich gegenseitig übersetzen und die entstandenen Gedichte schließlich in einem zweisprachigen Magazin veröffentlicht (existiert seit 2016).

Literarischer Sommer ist ein deutsch-niederländisch-flämisches Literaturfestival, bei dem in den Monaten Juli bis September Autor*innen aus ihren neuesten Werken lesen und bei dem mittlerweile über 20 Partnerstädte teilnehmen (Die Gesamtleitung liegt seit 2020 beim EuregioKultur e.V.).

Literaturcafé Aachen/Lesereihen: Gemeinsam mit dem Literaturbüro in der EMR planen wir für den Frühsommer 2022 die Eröffnung eines Literaturcafés. Außerdem führen wir mit dem Literaturbüro diverse Literaturformate durch, wie die „Leselust auf dem Lousberg“, die „H/Auslese“, u.a.)

Borderlines - Euregio Stories 
Borderlines - Euregio Stories

Erstaunlich wie viele verschiedene Arten von Veranstaltungen und Wettbewerben der Verein im Laufe der Jahre auf die Beine gestellt hat! Da wird es einem wahrscheinlich selten langweilig. Was mögen sie denn am meisten an ihrer Arbeit und was würden sie sich für die Zukunft des Vereins wünschen?

O. Vogt: Die sprachliche und kulturelle Vielfalt dieser Region, die grenzüberschreitenden Begegnungen und das Gefühl, bei aller Verschiedenheit einen gemeinsamen Entdeckungs- und Verständigungsprozess voranzutreiben, macht unsere Arbeit für mich so spannend.

Ich würde mir wünschen, dass unserer Arbeit weiterhin so viel Interesse und Wohlwollen entgegengebracht wird wie bisher.

 

I. Engelhardt: Da kann ich mich nur anschließen! Meinerseits gefällt mir die bereits genannte große Bandbreite der Aufgaben sowie die Vielfalt der Leute, mit denen man zu tun hat, am besten. Diese kommen nicht nur aus den verschiedensten Arbeitsbereichen (sie sind Schriftsteller*innen, Übersetzer*innen oder Künstler*innen, arbeiten in Bibliotheken, Buchhandlungen, Kulturzentren oder im öffentlichen Dienst), sondern auch aus den unterschiedlichen Ecken der Euregio. So entdeckt man immer Neues – im Austausch mit den Partnern oder auch vor Ort, an unterschiedlichen Ecken der Euregio.

 

Was ich mir für die Zukunft des Vereins wünsche? Dass seine Projekte – ob alte oder neue - auch in Zukunft Menschen unterschiedlichen Alters dazu inspiriert lesend, schreibend, zuhörend oder im Gespräch mit den Bewohnern, Sprachen und Kulturen jenseits der Grenze in Kontakt zu treten.

 

Ich sehe sie brennen beide für die Literatur und die Kultur in der Euregio Maas-Rhein. Der EVTZ Euregio Maas-Rhein freut sich, dass ihre Arbeit sie so fasziniert. Denn wir alle, die wir in der Euregio und für die Euregio (er)schaffen, sind immer wieder von ihrer Vielfältigkeit fasziniert. Ich danke ihnen beiden für das Gespräch und wünsche dem EuregioKultur e.V. viel Erfolg für die Zukunft!

EVTZ Euregio Maas-Rhein
Gospertstraße 42
B – 4700 Eupen
Tel.: +32 (0)87 789 639
nfrg-mr

 
Provinz Limburg B
 
 
Provinz Limburg NL
Region Aachen
Ostbelgien
Provinz Lüttich
 
Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Datenschutzinformationen